Am frühen Montagmorgen, den 26.04.2021, begann gegen 06:00 Uhr in Engelskirchen-Osberghausen die Beladung von Güterwagen mit oberbergischem Käferholz. Der Vorsitzende des "Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn", Gerhard Mansel, erklärt Medienvertretern die frühere Bedeutung des ehemaligen "Vorbahnhof" von Dieringhausen: "Osberghausen diente in früheren Zeiten als Vorbahnbahnhof von Dieringhausen, wo in Hochzeiten bis zu 500 Güterwagen täglich abgefertigt wurden. Aus dem Wiehltal wurde in großen Mengen Grauwacke abtransportiert."

Nun soll der ehemalige Güterbahnhof wieder genutzt werden - und zwar für den Schienentransport von oberbergischem "Käferholz" nach Süddeutschland in die Nähe von Passau. Jedoch war während des jahrzehntelangen "Dornröschenschlafs" des Bahnhofs das Ladegleis vollkommen zugewachsen. „Vor drei Monaten hat hier noch Wald gestanden“, berichtet Mansel lachend. Im vergangenen Jahr hatte ein an das Schienennetz angeschlossenes Sägewerk nahe Passau die Holztransporte angefragt und man sei sich dann relativ schnell einig geworden, den ehemaligen Güterbahnhof in Osberghausen wieder für die Transporte nach Süddeutschland nutzbar zu machen.

So fanden dann im Winter 2020/21 umfangreiche Baumfällarbeiten in Bereich des Ladegleises statt - bis März 2021 war dann das Ladegleis von Freiwilligen freigeschnitten und das Wurzelwerk aus dem Gleisbett entfernt. Jedoch waren auch noch spezielle Arbeiten erforderlich (z.B. der Austausch von etwa 70 vermoderten Holzschwellen und einiger Weichenschwellen), die über die Möglichkeiten der Freiwilligen hinausgingen. Hierfür mussten Fremdfirmen beauftragt werden, wofür das Passauer Sägewerk etwa 20.000 Euro bereitstellte. Ende April 2021 waren die Arbeiten dann abgeschlossen und das Ladegleis wieder als solches benutzbar.

„Das ist jetzt die erste Möglichkeit in Oberberg, Holz in diesem Umfang zu verladen und zu transportieren“, erklärt Gerhard Mansel. Die nächtsgelegene Verlademöglichkeit auf die Schiene sei in Brügge bei Lüdenscheid im Märkischen Kreis.

Am Morgen des 26.04.2021 ist der erste Leerzug in Osberghausen angekommen und die Verladearbeiten haben begonnen. Um etwas Platz im Bahnhof zu bekommen, wurde ein Teil der Wagen mit der Köf auf dem Streckengleis im Bereich Wiehlpuhl geparkt.

Ein Teil der Wagen wird im Bereich Wiehlpuhl geparktEin Teil der Wagen wird im Bereich Wiehlpuhl geparkt

 

Um Verladung und Abtransport des Holzes in Osberghausen zu ermöglichen, mussten mehrere Parteien kooperieren. So befindet sich die Laderampe auf dem Gebiet der Gemeinde Engelskirchen und der Platz zur Zwischenlagerung der Holzstämme bis zur Verladung (ein ehemaliger Schrottplatz) befindet sich in privater Hand.

Zwischenlagerung der Holzstämme bis zur Verladung auf dem ehemaligen SchrottplatzZwischenlagerung der Holzstämme bis zur Verladung auf dem ehemaligen Schrottplatz

 

Für das Ladegleis ist unser Eisenbahninfrastrukturunternehmen, die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) verantwortlich, die auch die Rangierfahrten vor Ort durchführt. Ein Lokführer der Firma erklärt: „Das ist eine ziemliche Rangiererei. Auf der 120 Meter langen Laderampe können nur sechs Wagen gleichzeitig beladen werden.“

Der Transport auf der Schiene ist deutlich klimafreundlicher als mit LKWs

Die Holzzüge bestehen in der Regel aus 22 Waggons, die Stämme mit einer Länge von 3-5 Metern Länge und einem Gewicht von insgesamt ca. 1300 Tonnen aufnehmen können. Wenn nachts der Personenverkehr auf der Aggertalstrecke ruht, wird der etwa 1700 Tonnen schwere und rund 480 Meter lange Güterzug von den Gleisen der Wiehltalbahn auf die Aggertalstrecke rangiert und dort von einer schweren "Class 66" Diesellok mit etwa 3000 PS der Logistikfirma "Häfen und Güterverkehr Köln (HGK)" übernommen. Sie zieht den Zug bis Köln-Kalk-Nord. Von da aus geht es dann unter der Leitung der "Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser" in ca. 15 Stunden weiter nach Süddeutschland. Die "Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser" stellen auch die vorige Woche angelieferte Rangierlok „Köf“ (Kleinlokomotive mit ölmotor (Dieselmotor) und Flüssigkeitsgetriebe) für die Rangierfahrten zur Verfügung.

Die Köf ist angekommen und wird aufgegleistDie Köf ist angekommen und wird aufgegleist

 

„Das ist ein schöner Moment, um zu zeigen, wie wichtig die Bahn für die Region ist“, freut sich Gerhard Mansel. Zweimal wöchentlich (montags und freitags), sollen Züge bis ins nächste Jahr hinein in Osberghausen beladen werden. Mansel hofft, dass der alte Güterbahnhof auch danach weiter für den Güterverkehr genutzt wird: „Der Transport auf der Schiene erzeugt nur 20 Prozent des Kohlendioxidausstoßes wie der Transport mit Lastwagen auf der Straße.“

Am 03.05.2021 hat ein Team der WDR Lokalzeit Köln den Bahnhof Osberghausen besucht und einige Filmaufnahmen vom Holzzug gemacht. Unser Vorstandsmitglied Jörg Seidel, Fabian Pinzke von der Rhein-Sieg-Eisenbahn und der örtliche Förster gaben Infos zur Holzverladung. Gesendet wurde der Beitrag am Montag, den 10.05.2021, gegen 19:50 Uhr. Wir danken der Lokalzeit-Redaktion für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier auf unserer Webseite einbinden zu dürfen.