Nach einer Corona-bedingten Zwangspause wurde am 09.07.2020 die zweite Liste von Reaktivierungsvorschlägen für Eisenbahnstrecken in Deutschland vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV veröffentlicht, in der die Wiehltalbahn jetzt unter den Top 3 aller untersuchten Strecken rangiert.

„Bei der Erarbeitung unserer zweiten Reaktivierungsliste haben wir die in Frage kommenden Strecken noch einmal sehr intensiv untersucht. Was die Strecke Osberghausen – Waldbröl angeht, haben wir uns zu einer drastischen Hochstufung in die Kategorie „Dringlich“ entschieden, bei der Strecke Hermesdorf – Morsbach zu einer Hochstufung in die Kategorie „Hoch“.“, erläutert Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahnverkehr beim VDV, dieses erfreuliche Untersuchungsergebnis. „Von der Bevölkerungszahl der von den Strecken erschlossenen Kommunen steht Osberghausen – Waldbröl mit über 60.000 Personen an dritter Stelle von 238 Reaktivierungsvorschlägen bundesweit. Auch die Tatsache, dass Waldbröl zu den 120 Mittelzentren in Deutschland gehört, die nicht an das Netz des Eisenbahnpersonenverkehrs angeschlossen sind, hebt diese Strecke heraus.

Auch die vorhandene Gleisinfrastruktur, das hohe Potenzial für gute Verknüpfungen zwischen Bahn und Bus, das Entlastungspotenzial für das Straßennetz sowie der Ausbau der Oberbergischen Bahn zur attraktiven Anschlussstrecke sprechen für die baldige Reaktivierung der Wiehltalbahn. Die Strecke nach Morsbach wird als deren logische Verlängerung und durch die Möglichkeit einer gemeinsamen Betriebsführung dadurch ebenfalls in der Einstufung nach oben gezogen.“, erklärte Dr. Henke weiter.

So könnte moderner Nahverkehr im Wiehltal aussehen: DB-Lint am barrierefreien Bahnsteig im bereits SPNV-tauglichen Bahnhof in Wiehl.

So könnte moderner Nahverkehr im Wiehltal aussehen: DB-Lint am barrierefreien Bahnsteig im bereits SPNV-tauglichen Bahnhof in Wiehl.

Für den Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. kommt dieses fantastische Ergebnis nicht vollkommen überraschend. „Wir haben immer schon gesagt, dass die Wiehltalbahn ein hohes Erschließungspotential für den südlichen Oberbergischen Kreis hat; das hat sogar die vor einigen Jahren erstellte Machbarkeitsstudie ergeben“, so Gerhard Mansel, Vorsitzender des Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. „dass wir aber in einem bundesweiten Ranking auf einer Top 3 Position liegen, überrascht und erfreut uns umso mehr.“

Neben einer Reihe von Gründen für eine Reaktivierung, die in der Liste der Reaktivierungsvorschläge genannt werden, wie z. B. Klimaschutz, bessere Erschließung der Region, Entlastung von Straßen, bessere touristische Erschließung der Region, Chancen für den Güterverkehr, ist eines der stärksten Argumente für eine baldige Reaktivierung die aktuell stark verbesserte Finanzausstattung staatlicher Förderinstrumente. Hier sind vor allen Dingen die massiven Mittelerhöhungen beim Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz GVFG, aber auch die Erhöhung der Regionalisierungsmittel zu nennen. Durch das geänderte GVFG können Reaktivierungen mit bis zu 90% der Infrastrukturkosten vom Bund gefördert werden. „Mit diesen starken Argumenten für eine baldige Reaktivierung der Wiehltalbahn und einer angekündigten Novelle des Bewertungsverfahrens ist eine erneute Untersuchung zur Reaktivierung der Wiehltalbahn das Gebot der Stunde“, appelliert Gerhard Mansel an die zuständigen Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung.

Die zweite Liste von Reaktivierungsvorschlägen für Eisenbahnstrecken in Deutschland vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV kann hier heruntergeladen werden.